Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal sieht.“ (Christian Morgenstern)

Ich bin diesen Weg schon so oft gegangen, dass ich es nicht mehr zählen kann. Es war immer da, doch ich habe es nie bemerkt. Letzte Woche unternahmen mein Sohn und ich bei klirrend kaltem Wetter und Sonnenschein einen kleinen Spaziergang. Wieder ging ich diesen Weg und plötzlich entdeckte mein Sohn auf der Straße, liebevoll im Teer eingebettet dieses Herz. Er war ganz verzückt und rief: „Mama, schau mal wie schön.“

Warum ist mir das Herz noch nie aufgefallen? Warum nehme ich es nicht wahr?

Geht es uns nicht oft so? Viele Dinge sind uns so vertraut, wir glauben Sie zu kennen und schauen sie gar nicht mehr richtig an. Dabei können Sie uns täglich auf´s Neue überraschen.

Vieles erledigen wir im Autopilot- Modus, wir spulen einfach unser Programm ab, ohne darüber nach zu denken. Das ist natürlich hilfreich und nützlich, gerade bei Tätigkeiten, die wir immer wieder tun. Doch es lohnt sich seine Mitmenschen und sein Umfeld einmal wieder mit offenen Augen zu betrachten.

Mir hat dieses Herz auf der Straße gezeigt, wie wichtig es ist aufmerksam und neugierig zu bleiben, mit allen Sinnen wahr zu nehmen und sich an den kleinen schönen Dingen zu freuen. Das kann der fröhliche Gesang der Vögel sein, die Blume am Wegesrand, der Sonnenaufgang am Morgen, das freundliche Lächeln der Verkäuferin.

Wenn wir einmal kurz innehalten, uns nicht stressen und hetzen lassen, tritt das Verborgene zum Vorschein. Dies können wir wunderbar von unseren Kindern lernen. Sie erkennen, was unseren Augen und Ohren verborgen bleibt.

Denn es geht darum unseren Blick wieder zu schärfen. Immer und immer wieder…

Alexandra Karr-Meng

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