Der Herbst naht mit großen Schritten. Nach einem wunderschönen Sommer bereitet sich die Natur jetzt auf den Winter vor. Die Tage werden kürzer, die Nächte kühler, morgens ist es düster und neblig, abends wird es früher dunkel, die Sonne scheint an manchen Tagen noch kräftig, doch sie ist lange nicht mehr so stark. Die Blätter färben sich, die Bäume und Sträucher werfen das erste Laub ab und geben ihre Früchte her. Der Herbst – eine Zeit des Loslassens.
Wir leben im Einklang mit der Natur und machen es ihr nach. Wir ziehen nach langer Zeit wieder einmal lange Kleidung, Strümpfe und Jacken an, der Kleiderschrank wird umgeräumt, wir bepflanzen unseren Balkon oder Garten mit Herbstblumen, Räumen die Hängematte in den Keller und das Vogelhäuschen heraus, ziehen die Winterreifen auf das Auto, bestellen eine Ladung Brennholz für den Kamin und bereiten uns so auf die kalte Jahreszeit vor.
Ich mag den Herbst sehr. Er ist so schön bunt, kraftvoll, manchmal wild, rau und nebelig. Die Natur bäumt sich ein letztes Mal auf und gibt alles. Die Bäume und Sträucher leuchten in den buntesten Farben um dann los zu lassen und sich zurück zu ziehen. Wir können die letzten Sonntage des Jahres nutzen um noch einmal richtig Kraft zu tanken.
Alle Jahreszeiten haben ihren Reiz und durch den Kreislauf der Natur lernen wir, dass alles ein ständiger Prozess zwischen erwachen, blühen und los lassen ist.
Dieses Bild können wir in unseren Alltag übertragen. Auch wir haben im Leben Zeiten des in den es stressig und turbulent ist und dann auch wieder Zeiten der Ruhe und Regeneration. Niemand schafft es ständig auf der Überholspur mit Vollgas durch´s Leben zu brausen. Wir müssen auch manchmal einen Boxenstop einlegen um Energie zu tanken und den Akku wieder auf zu laden.
Es wäre schön, wenn wir die Jahreszeiten auf unsere persönliche Entwicklung übertragen:
Neubeginn (Frühling)
- Visionen entwickeln
- neue Projekte starten,
- eigene Ziele zu verfolgen
- Netzwerke zu knüpfen
Wachstum (Sommer)
- sich mit allen Stärken einbringen
- kraftvoll sein
- sich zeigen
- lernen und sich weiter bilden
Loslassen (Herbst)
- die Früchte seiner Arbeit genießen
- Erfolge feiern
- Dankbar und selbstbewusst sein
- Wissen und Erfahrungen teilen
Rückzug (Winter)
- Rückzug
- zu sich selbst finden,
- Kraft tanken,
- Reflektieren
Hier kommt mir der Dichter Rainer Maria Rilke in den Sinn, der all das ausdrückt und voller Dankbarkeit auf den Sommer zurückblickt:
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süsse in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
In diesem Sinne, bereiten Sie sich jetzt auf das Finale des Jahres vor!
Herzliche Grüße
Alexandra Karr-Meng