Du hast die Konflikte nicht im Griff, solange sie Dich im Griff haben. (Michael Maria Jung)

Seit zwei Wochen ist der Winter zurückgekehrt und die Kälte hat uns fest im Griff. Doch es gibt gute Nachrichten: der Frühling naht, morgen soll es mit den frostigen Temperaturen zu Ende sein. Das Ende der Eiszeit bricht an.

Auch im Alltag, unabhängig von der Außentemperatur, herrscht manchmal Eiszeit. Immer wenn wir streiten, wenn Wut aufkommt und Konflikte eintreten, wird es emotional frostig.

Wir reagieren sehr unterschiedlich auf Konflikte. Manche Menschen sind streitbar, denen macht es überhaupt nichts aus Konflikte auszutragen. Sie fassen den Konflikt als eine Art Sport oder gar Herausforderung auf. Andere Menschen möchten am allerliebsten in ständiger Harmonie leben und keine Konflikte haben. Daher gibt es unterschiedliche Reaktionen auf Konfliktsituation.

Der Konflikt mit dem Säbelzahntiger

Wenn unsere Vorfahren, die Steinzeitmenschen von einem Säbelzahntiger angegriffen wurden hatten Sie nur wenige Möglichkeiten. Sie konnten kämpfen, flüchten oder versuchen sich tot zu stellen. Je nachdem welche Variante sie gewählt haben und wie stark der Gegner war, führte diese zum Erfolg oder Misserfolg. Auch heute, viele tausend Jahre später reagieren wir im Konflikt noch sehr ähnlich.

Kampf

Ich stelle mich gegen den Anderen. Ich scheue mich nicht vor dem Konflikt, sondern gehe ihn aktiv an und versuche meinen Gegenüber in die Ecke zu drängen. Das Ziel ist, dass ich gewinne und mein Gegenüber verliert. Es wird mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln gekämpft. Diese sind nicht immer fair. Kollegen werden angeschrien, schlecht gemacht, ihre Autorität wird untergraben und im schlimmsten Fall werden sie sogar gemobbt.

Flucht

Ich will den Konflikt vermeiden und verlasse freiwillig das Feld. Sobald ein Streit auftreten könnte, gebe ich nach und akzeptiere die Meinung des anderen. Ich stelle meine Wünsche und Bedürfnisse zugunsten anderer zurück. Mein Gegenüber gewinnt, ich verliere. Am liebsten würde ich weglaufen und tue dies auch, in dem ich den Raum verlasse, wenn es schwierig wird. Oder versuche, die Situation durch einen Scherz zu entschärfen.

Erstarrung

Ich zeige mich möglichst wenig. Gerade ich in einen Konflikt, reagiere ich überhaupt nicht und hoffe, dass sich das Problem von selbst löst. Ich gebe wenig von mir preis und biete somit auch keine Angriffsfläche. Ich hoffe, dass die anderen mich nicht wahrnehmen und in Frieden lassen. Wenn zwei streiten, halte ich mich heraus und ergreife keine Partei.

Kooperation

Ich gehe auf den anderen zu. Wir sprechen miteinander, jeder äußert seine Wünsche und Bedürfnisse und wir suchen gemeinsam eine Lösung. Mein Ziel ist nicht, dass einer gewinnt oder verliert, sondern, dass beide gut mit der Lösung leben können. Diese Möglichkeit fehlte unseren Vorfahren bei dem Konflikt mit dem Säbelzahntiger.

Bei diesen vier Reaktionen ist keine nur gut oder schlecht. Alle haben ihre Daseinsberechtigung. Manchmal ist es wichtig zu kämpfen. Doch auch Flucht oder Erstarrung sind, je nach Situation, eine geeignete Möglichkeit. Grundsätzlich sollte es ihr Ziel sein, die Kooperation im Konflikt anzustreben.

Ich kann ihnen daher nur raten: Sprechen Sie Konflikte so früh wie möglich an. Tauschen Sie Argumente aus, diskutieren Sie und versuchen Sie zu erfahren, was das Gegenüber auf der Gefühlsebene bewegt. Dann kommt es auch nicht zur Eiszeit.

Am 8.1.18 ist mein Buch „Kinder achtsam erziehen“ erschienen. Darin können Sie einiges über Streit, Konflikte und den achtsamen Umgang damit erfahren. Ich beschreibe viele Situationen aus dem familiären Umfeld, die sich problemlos auf den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten übertragen lassen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ein Ende der Eiszeit!

Alexandra Karr-Meng

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